Die Einsatzeinheit NRW (EE)

Schematischer Aufbau einer Einsatzeinheit in NRW
Schematischer Aufbau einer Einsatzeinheit in NRW
Im Zuge der bundesweiten Umstrukturierung des Zivil- und Katastrophenschutzes nach Ende des Kalten Krieges ging die Verantwortung für den Katastrophenschutz nun vollständig auf die Bundesländer über. Das Land Nordrhein-Westfalen hat seine sanitäts- und betreuungsdienstlichen Einheiten der erweiterten Gefahrenabwehr nach den guten Erfahrungen der Piloteinheiten in multifunktionale Einsatzeinheiten umstrukturiert und hat sich dabei fast exakt an der vom DRK konzipierten "DRK-Einsatzeinheit" orientiert.
Die Einsatzeinheiten haben eine planmäßige Einsatzstärke von 33 Einsatzkräften (Stärke 2/7/24/33).
Sie ist in die vier Gruppen Führungstrupp, Sanitätsgruppe, Betreuungsgruppe und Trupp Technik und Sicherheit gegliedert.
Im Kreis Steinfurt werden 6 solcher Einsatzeinheit vorgehalten, 4 werden vom Deutschen Roten Kreuz und 2 vom Malteser Hilfsdienst gestellt.
Die Einsatzeinheiten werden zum Evakuierungen bei Bombenentschärfungen oder bei einem Massenanfall von Verletzen (MANV, mehr als 15 Verletzte Personen) zur Unterstützung mit eingebunden. Auch bei der so genannten "Überörtlichen Hilfe" mit dem Behandlungsplatz 50 (BHP50, es können 50 Verletze innerhalb einer Stunde versorgt werden) oder dem Betreuungsplatz 500 (, es können 500 nicht Verletze Personen betreut werden) werden die Einheiten eingesetzt, so z.B. auch bei der Fußball WM 2006 oder der Frauenfußball WM 2011 in Deutschland. Die Einsatzeinheit Steinfurt 01 (EE ST 01) setzt sich aus den Ortsvereinen Ochtrup, Wettringen, Metelen, Neuenkirchen, Rheine, Mesum und Burgsteinfurt zusammen. Das Haupteinsatzgebiet der EE ST 01 ist der nördliche Kreis Steinfurt. Jeder Helfer der Einsatzeinheit erhält eine Grundausbildung in der grundlegende Kenntnisse in Einsatztaktik, Sanitätsdienst, Betreuungsdienst und Technik und Sicherheit vermittelt werden. Danach folgt die Fachdienstausbildung in dem für den Helfer vorgesehenem Katastrophenschutzfachdienst und notwendige Funktionsausbildungen.
Führungstrupp
Der Führungstrupp führt den Einsatz im zugewiesenen Einsatzabschnitt. Er koordiniert die unterstellten Gruppen und ist die Verbindung zur übergeordneten Einsatzleitung. Die Einsatzleitung (Technische Einsatzleitung) wird durch einen Fachdienstberater unterstützt und dieser hält die Verbindung zum Zugtrupp. Über diesen Weg werden auch die Einsatzaufträge an die Einsatzeinheit übermittelt.
Der Führungstrupp besteht aus:
  • einem Zugführer (ZFü)
  • einem Zugtruppführer (ZTrFü) oder stellvertretenden Zugführer (stv. ZFü)
  • einem Führungshelfer (FüHe)
  • und dem Zugarzt der Einsatzeinheit
Der Führungstrupp hat somit die Stärke 2/1/1/4.  Aufgaben
  • stellt die Kommunikation und Kooperation mit der übergeordneten Führungsstelle und benachbarten Einheiten sicher
  • nimmt Einsatzaufträge entgegen und informiert über Lageentwicklung und Einsatzabwicklung
  • nimmt die Feststellung und Beurteilung der Lage im Einsatzbereich der Einsatzeinheit vor
  • regelt den sanitäts- und betreuungsdienstlichen Einsatz unter Beratung der Fach- und Führungskräfte
  • erteilt Aufträge an die Gruppen der Einsatzeinheit und kontrolliert die Durchführung
  • trägt Sorge für die Sicherheit im Einsatz mit Unterstützung der Fach- und Führungskräfte
  • trägt Sorge für die Verstärkung, Ergänzung und Ablösung der Einsatzeinheit bzw. von Teileinheiten
Sanitätsgruppe
Die Gruppe Sanitätsdienst besteht aus 10 Helfern (1/1/8/10) und wird von den Ortsvereien Rheine, Neuenkirchen und Ochtrup gestellt. Die Sanitätsgruppe führt benötigtes Material an die Einsatzstelle und unterstützt Notärzte und nichtärztliches Rettungsdienstpersonal bei der Versorgung von Verletzten oder Erkrankten. Im Schadensgebiet kann die Gruppe bei der Suche und der Erstversorgung von Patienten eingesetzt werden. Sie kann notwendige Infrastruktur, wie Patientenablagen oder Behandlungsplätze mit betreiben.
Die Einsatzkräfte können für den Patiententransport vom Schadensgebiet zum Behandlungsplatz, dank der vorhandenen KTWs auch für den Transport zum Krankenhaus eingesetzt werden. Zusammen mit der Führungsgruppe kann die Sanitätsgruppe unabhängig von der Einsatzeinheit als Schnelleinsatzgruppe eingesetzt werden. Sie kommt somit auch bei größeren Unfällen zum Einsatz. Eine Sanitätsgruppe kann 20 Verletzte selbstständig versorgen. Als Fahrzeuge dienen in NRW zwei Krankentransportfahrzeuge (z.B. 4-Tragen-KTW) und entweder ein Arzttruppkraftwagen oder eine Gerätewagen Sanitätsdienst 25 (GW-San 25). Aufgaben Die Sanitätsgruppe
  • führt dringend benötigtes Material wie Tragen, Decken, Infusionen, Sauerstoffgeräte, Verbandstoffe usw. an die Einsatzstelle und unterstützt die Notärzte und das Rettungsdienstpersonal - soweit notwendig - bei der Versorgung der Verletzten (Herstellen und Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit)
  • schafft - je nach Notwendigkeit - die erforderlichen Infrastrukturen an der Einsatzstelle durch Einrichten eines Verbandplatzes
  • sucht ggf. Verletzte und führt deren Erstversorgung durch
  • übernimmt erstversorgte Verletzte, z.B. von Verletztenablagen und bringt diese zum Verbandplatz
  • versorgt und betreut Verletzte und Kranke bis zu deren Abtransport in die Klinik
  • versorgt die leicht verletzten Betroffenen und sorgt so für eine Entlastung des Rettungsdienstes, der Notärzte und der Krankenhäuser
  • übernimmt die medizinische Versorgung kontaminierter Verletzter und führt die behelfsmäßige Dekontamination durch
  • nimmt unverletzte Betroffene in ihre Obhut und betreut diese ggf. bis zur Übergabe an die Betreuungsgruppe
  • sorgt für die Registrierung und Dokumentation
Sanitätslage: Die Personalstärke und die Ausstattung der Sanitätsgruppe der Einsatzeinheit sind für die Versorgung von 20 Verletzten ausgelegt. In Zusammenarbeit mit einem Notarzt des Rettungsdienstes, zwei RTW- und einer KTW-Besatzung versorgen der Arzt und die neun Helfer der Sanitätsgruppe der Einsatzeinheit:
  • 2 - 3 schwerverletzte Personen (Behandlungspriorität mit anschließender Transportpriorität, u.a. Infusions- und Intubationstherapie) und
  • 4 - 5 mittelschwer verletzte Personen (Behandlungspriorität aber keine Transportpriorität) und
  • 12 leichtverletzte Personen (keine  Behandlungs- und Transportpriorität).
Bei einer großen Zahl verletzter Personen haben die sanitätsdienstlichen Aufgaben Vorrang. Daher werden alle Helferinnen und Helfer der Einsatzeinheit zunächst sanitätsdienstlich tätig.
Betreuungsgruppe
Die Gruppe Betreuungsdienst besteht aus einem Gruppen-, drei Truppführern und 11 weiteren Helfern (0/4/11/15). Die Helferinnen und Helfer werden aus den Ortsvereinen Ochtrup, Mesum, Wettringen und Burgsteinfurt gestellt.
Sie ist in die Trupps:
  • Soziale Betreuung (0/1/3/4), der sich um Betroffene kümmert
  • Unterkunft (0/1/3/4), der sich um die Unterbringung von Betroffenen kümmert,
  • Verpflegung (0/1/4/5), der sich um die Verpflegung der Betroffenen sowie der eigenen und fremden Einsatzkräfte kümmert
eingeteilt. Die Betreuungsgruppe ist folgendermaßen gegliedert: 1. Trupp "Soziale Betreuung" (0/2/4/6), 2. Trupp "Soziale Betreuung" (0/1/5/6) und Verpflegungstrupp (0/1/2/3), wobei dieser nur bei 2/3 der Einsatzeinheiten existiert. Der Verpflegungstrupp mit einer Stärke von 3 Helfern einschließlich eines Feldkochs (0/0/3/3) ist hier nicht in die Betreuungsgruppe integriert, sondern untersteht dem Führungstrupp. Ihm sollen ein Gerätewagen-Versorgung, ein Feldkochherd und ein Zweiachskühlanhänger zu Verfügung gestellt werden. Die Betreuungsgruppe kann zusammen mit der Führungsgruppe als Schnelleinsatzgruppe eingesetzt werden und ist somit auch für Einsätze unterhalb der Katastrophenschwelle verfügbar. Eine Betreuungsgruppe kann alleine 150 Betroffene versorgen und betreuen. Als Fahrzeuge dienen meist zwei Mannschaftstransportwagen, teilweise mit Fahrzeuganhänger, und ein Betreuungslastkraftwagen mit Feldkochherd. Häufig wird in NRW das Betreuungsgespann NRW eingesetzt.
Aufgaben: Die Betreuungsgruppe
  • leistet den Betroffenen überall dort Hilfe, wo sie sich aufgrund der Situation aus eigenem Vermögen nicht selbst helfen können.
  • betreut und versorgt hilfebedürftige Menschen mit lebensnotwendigen Versorgungsgütern
  • sorgt für Verpflegung und vorläufige, vorübergehende Unterbringung von Betroffenen
  • sichert die sozialen Belange der Betroffenen

Betreuungslage Die Betreuungsgruppe ist so ausgelegt, dass durch sie allein ca. 100 betreuungsbedürftige Personen versorgt und betreut werden können. Sind aufgrund des Schadensereignisses und der Situation an der Einsatzstelle überwiegend Betreuungsaufgaben zu erfüllen, werden diese von der gesamten Einsatzeinheit durchgeführt. Die gesamte Einsatzeinheit kann bis zu 500 Personen, je nach notwendiger Betreuungsintensität, unterbringen, verpflegen und sozial betreuen.
Technick & Sicherheits Trupp
Der Trupp "Technik und Sicherheit" (kurz: TuS, auch TeSi genannt), ist ein unterstützender Trupp und wird vom DRK Ortsverein Ochtrup und Metelen gestellt. Er unterstützt die anderen Gruppen im Einsatz durch Erstellung bzw. Sicherstellung der Infrastruktur und übernimmt die sicherheitstechnische Absicherung der gesamten Einsatzeinheit im Einsatz (ggf. in Abstimmung mit anderen Organisationen, z.B. Feuerwehr oder Technisches Hilfswerk).
Zu den Hauptaufgaben des Trupps "Technik und Sicherheit" gehören die Bereitstellung von Strom, im Allgemeinen durch Notstromaggregate erzeugt, sowie die Gas- und Wasserversorgung und ggf. die Ausleuchtung des Einsatzgebietes. Des Weiteren ist es Aufgabe des Trupps "Technik und Sicherheit", die allgemeine Betriebssicherheit aller Anlagen im Einsatzbereich sicherzustellen und auf die Einhaltung der Arbeitsschutz-, Sicherheits- und Unfallverhütungsvorschriften zu achten. Deshalb werden die Helfer des Trupps unter anderem in der Gefahrgutverordnung Straße und Schiene ausgebildet. Zu den zu überwachenden Anlagen zählen Notstromaggregate, Zelt- und Wasserheizgeräte, aber auch die fachgerechte Erstellung von Kabelverbindungen und Absicherung von Gefahrstellen. Zusätzlich zu diesen Aufgaben wirkt der Trupp maßgeblich bei der Logistik der gesamten Einheit mit und dient als „Mädchen für alles“. Aufgrund dieses breiten Aufgabenspektrums ist es oftmals so, dass „die Techniker“ den Großteil ihrer Arbeit erfüllt haben müssen, bevor der erste Patient/ Betroffene durch die Helfer der anderen Fachgruppen versorgt wird/ werden kann. Des Weiteren überwacht sie den geeigneten Atem- und Körperschutz der Einsatzkräfte, bietet technische Unterstützung bei der Personen-Dekontamination, berät die Einheit fachlich bei Unfällen mit chemischen oder radiologischen Stoffen sowie führt technische Maßnahmen zum Schutze der Einheit bei Unfällen mit Gefahrstoffen durch. Bei besonderen Schadenslagen müssen ggf. vorübergehend spezielle Trupps gebildet werden. Beispielsweise wird bei chemischen oder radiologischen Gefahren und zur Personendekontamination ein Trupp aus den Gefahrschutzhelfern der Teileinheiten gebildet. Als Fahrzeug zum Material- und Personaltransport dient ein von der Hilfsorganisation gestelltes Zugfahrzeug, oftmals ein Mannschaftstransportwagen oder ein Transporter mit Mannschaftskabine, und ein 1,8t Anhänger, welcher vom Land gestellt wird. Der Anhänger Technik und Sicherheit ist beim DRK Ortsverein Metelen stationiert. Aufgaben Die Gruppe "Sicherheit und Technik"
  • verrichtet handwerklich-technische Tätigkeiten mit entsprechenden Werkzeugen und Hilfsmitteln
    errichtet Zelte
  • errichtet und betreibt sicherheitsgerecht technische Geräte und Anlagen (z.B. Notstromversorgung, Beleuchtung, Zeltheizgeräte)
  • überwacht die technischen Geräte während des laufenden Betriebes
  • wirkt bei der Logistik der gesamten Einheit mit
  • überwacht den geeigneten Atem- und Körperschutz der Einsatzkräfte
  • bietet technische Unterstützung bei der Personen-Dekontamination
  • berät die Einheit fachlich bei Unfällen mit chemischen oder radiologischen Stoffen
  • führt technische Maßnahmen zum Schutze der Einheit bei Unfällen mit Gefahrstoffen durch
Über die technischen Tätigkeiten hinaus überwacht die Gruppe "Technik und Sicherheit" die Einhaltung der gesetzlichen Arbeitsschutzvorschriften, der Unfallverhütungsvorschriften und anderer Sicherheitsvorschriften. Zusammenarbeit innerhalb der Einsatzeinheit Die Helferinnen und Helfer der Sanitäts- und der Betreuungsgruppe unterstützen sich gegenseitig. Dadurch können die Versorgungskapazitäten erhöht werden. Die Gruppe "Technik und Sicherheit" gewährleistet die bedarfsgerechte Unterstützung der anderen Gruppen, sodass - auch bei widrigen äußeren Bedingungen - durch den Aufbau von Zelten und durch die Einrichtung von Beleuchtung und Heizung die Versorgungsmöglichkeiten an der Einsatzstelle entscheidend verbessert werden können. Bei besonderen Schadenslagen müssen ggf. vorübergehend spezielle Trupps gebildet werden. Beispielsweise wird bei chemischen oder radiologischen Gefahren und zur Personendekontamination ein Trupp aus den Gefahrschutzhelfern der Teileinheiten gebildet.