24.10.2009: Eingesperrt im eisigen Keller
Alles beginnt mit dem Schwelbrand einer Kabeltrasse. Mitarbeiter versuchen noch das Feuer zu löschen. Infolge eines Flashover können mehrere Personen sich nicht mehr selbst retten. Bei völliger Dunkelheit und starker Rauchentwicklung ist es für die Atemschutztrupps eine gewaltige Aufgabe, in den riesigen Kellern der früheren Spinnerei Gebüder Kock vermisste Personen aufzuspüren.
Vier Schwerverletzte werden schließlich unter schwerem Atemschutz nach intensiver Suche geborgen. „Das war eine echte Herausforderung für die Kollegen“, stellt Einsatzleiter Wilhelm Wolsing fest. Der zwölfjährige Marc Hölscher, Mitglied der Jugendfeuerwehr, war vor Kälte bibbernd sichtlich froh über seine „Rettung“ aus dem dunklen und eisigen Keller.
Das Kommando der Führungsriege hatte für das weitläufige Gelände der heutigen Nosta-Spedition eine Gesamtübung ausgearbeitet, an der die Löschzüge Burgsteinfurt und Borghorst sowie die DRK-Ortsverbände beider Stadtteile Hand in Hand mitwirkten. 100 Feuerwehrleute mit 13 Fahrzeugen, 20 Sanitäter des DRK gemeinsam mit dem Rettungsdienst, Feuerwehrarzt und vier Rettungsfahrzeuge waren ausgerückt. Es galt nicht nur die Brandverletzten, die von Birgit Schröder, der Leiterin des Jugend-Rot-Kreuzes geschminkt worden waren, zu bergen. In einer Lagerhalle war eine Patientenablage eingerichtet, wo die Erstversorgung stattfand und der Notarzt fiktiv einen Schwerstbrandverletzten zur Klinik Bergmannsheil nach Bochum fliegen ließ
Eingeteilt in Einsatzabschnitte war neben der Brandbekämpfung und Sicherung benachbarter Gebäudeteile eine weitere Aufgabenstellung die Sicherung der Dachflächen und die Wasserversorgung. Für Stadtbrandinspektor Dirk Telgmann verlief die Löschwasserversorgung problemlos. „Hier gibt es neben Hydranten eine große Zisterne als unerschöpfliche Wasserquelle“. Die Drehleiter war zur Rettung zweier Dachdecker im Einsatz, die infolge des Stromausfalls einen 20 Meter hohen Gebäudeturm nicht mehr verlassen konnten.
Das Gelände der Spedition war zuletzt vor zwei Jahren Übungsobjekt gewesen. „Bei einem solch großen Gebäudekomplex gilt es aber regelmäßig zu üben, um die Ortskenntnisse zu verbessern und zu erweitern“, beschreibt der Feuerwehrchef ein wichtiges Ziel der Übung, wobei gerade bei Speditionsunternehmen die Brandlasten abhängig von Lagermenge und -gut unterschiedlich sein könnten. Telgmann ist dankbar für die gute Kommunikation mit den DRK-Ortsverbänden, für die der Borghorster Rot-Kreuz- Leiter Bernhard Ohlscher die Regie führte. Sowohl der Stadtbrandinspektor als auch der stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Franz-Josef Gönner, und der Borghorster Löschzugführer Wilhelm Wolsing als Einsatzleiter waren mit dem Verlauf der Herbstübung zufrieden.
Im Anschluss war Antreten aller Feuerwehrleute am Borghorster Gerätehaus. Dort warteten vier mit Girlanden geschmückte Einsatzfahrzeuge auf ihre offizielle Übergabe an die Steinfurter Wehr. Der stellvertretende Bürgermeister Alfred Voges freute sich, dass die Fahrzeuge als „neues Vermögen“ der Stadt in Dienst gestellt werden konnten. Dabei handelt es sich um zwei Einsatzleitwagen, ein MAN-Trägerfahrzeug für Wechsellader und einen BMW-Kommandowagen für den Feuerwehrchef. Die beiden ELF ersetzen alte Fahrzeuge, Kostenpunkt je 90 000 Euro, sind ausgestattet mit modernster Kommunikationstechnik und vorbereitet für den Digitalfunk der Feuerwehren. Ein Einsatzleitwagen bleibt beim Löschzug Borghorst. Das zweite ELF und das MAN-Trägerfahrzeug verstärken den Burgsteinfurter Löschzug. Pfarrerin Claudia Raneberg und Pfarrer Othmar Felkl gaben den neuen Fahrzeugen Gottes Segen.
Quelle: Westfälische Nachrichten
von FRANZ-JOSEF DWERSTEG